Zukunftsbild

Den Berufungen und Charismen dienen

Wir glauben an das Wirken Gottes in jedem Menschen. Wir wollen eine Kirche sein, in der diese Vielfalt lebt: in der Menschen ihrem Glauben Ausdruck geben können, in der Menschen ihre Fähigkeiten und Begabungen leben.

Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.

Joh 15,15f

Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal das Wort „dienen" gebraucht? Haben Sie es dabei eher in einer negativen Weise (das dient ja zu nichts ….) gebraucht, oder können Sie das Wort „dienen" für sich auch gut hören: Ich diene jemandem, ich diene einer Aufgabe … Ich habe den Eindruck, dass Menschen heute diese letzten Aussagen nicht mehr gut hören können. „Dienen" passt nicht in unsere Leistungsgesellschaft, in der alles zu funktionieren hat – in der jener höher angesehen wird, der etwas zu sagen hat – und nicht jener, der sich um all die Kleinigkeiten kümmert.

Dienen – dabei sind wir in weiten Strecken doch eine Dienstleistungsgesellschaft. Aber zu dienen ist uncool … Und hat nicht auch Jesus in der Bibelstelle oben genau davon Abstand genommen? Wir sind keine Knechte, die blind tun, was der Herr sagt – wir sind Freunde, die zu begreifen suchen, was der Freund will und braucht.

Trotzdem gebraucht das Zukunftsbild dieses Wort. Wir – wir alle, nicht nur die Priester, nicht nur die Hauptamtlichen, wir alle – sollen den Berufungen und Charismen dienen. Wir haben einen Auftrag und eine Zielrichtung: Die Erwählung durch Jesus, die sich auch durch die Talente, die ich von Gott geschenkt bekommen habe, kund tut. Ich darf also als erstes einmal meine eigenen Charismen (was kann ich denn gut? Was liegt mir? Wo sind meine Begabungen?) und meine Berufung (was erspüre ich in mir als meinen Auftrag, mein Lebensziel?) in den Blick nehmen und ihnen dienen. Damit komme ich davon ab, immer zu tun, was ich will – sondern auch das, was ich als richtig erkenne.

Und was ich mir zugestehe – meinen Charismen und meiner Berufung gemäß zu leben – das gestehe ich anderen zu. Das kann sich in einem Lob äußern: Mir ist aufgefallen, dass Du das besonders gut kannst, da hast Du eine Gabe. Das mündet dann in einer Aufmerksamkeit auf den Anderen, die ganz positiv ausgerichtet ist.

Für Kommentare, Ideen, Diskussionen … können Sie sich gerne mit mir in Verbindung setzen: Veronika Groß, Tel.: 05641- 744 333 6

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