Wort-Gottes-Feiern am Sonntag mit Kommunionspendung

Wann beginnt der Gottesdienst? I

PV Warburg

Die Tür der Sakristei geht auf. Eine Glocke klingelt. Die Einzugsprozession mit den Messdienern und dem Leiter der Liturgie kommt in die Kirche. Sie machen eine Kniebeuge zum Tabernakel hin. Nach dem Eröffnungslied lauten die ersten Worte gerne „Wir beginnen unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" – und die Gemeinde bestätigt: „Amen."

Christian Hennecke bezieht sich in seinem Buch „Konfession: katholisch – eine Liebeserklärung" auf die Messe, das gilt aber genauso für Wortgottesfeiern und andere Gottesdienste: „ So habe ich es auch immer gemacht. Bis ich – ich war Pfarrer in einer Pfarrei in der Nähe von Bremen – zusammen mit Interessierten einmal intensiver eingestiegen bin in die Zeichenhandlungen der Messfeier. Wir wollten die Feier tiefer verstehen, um sie tiefer und engagierter mit allen feiern zu können.

Und mir gingen einige Kronleuchter auf. Ich verstand vor allem, dass das, was ich so selbstverständlich als den Beginn der Feier verstanden hatte, gar nicht so war. Wenn man nämlich die liturgischen Anweisungen ein wenig studiert, dann findet man dort folgenden Hinweis: Die Messe beginnt mit der Versammlung der Gemeinde. Also nicht erst dann, wenn der Priester das Kreuzzeichen schlägt, sondern schon viel früher! Das Sich-Versammeln ist der entscheidende Vollzug für den Anfang der Feier. Es ist also nicht eigentlich ein Moment, in dem die Feier beginnt. Es ist ein Vollzug. Menschen kommen zusammen, sie wissen sich gerufen, als Gemeinschaft zu feiern.

Man kann sich das auch sehr ausgestaltet vorstellen. Nach einer Woche, in der man sich häufig nicht gesehen hat, kommt man wieder zusammen. Eigentlich könnte man sich vorstellen, dass es da sehr viel zu erzählen gibt. Menschen haben wichtige Erfahrungen gemacht, andere trauern um einen Verstorbenen aus ihrer Nachbarschaft, wichtige lokalpolitische Entscheidungen sind gefallen und Initiativen der Gemeinschaft haben stattgefunden. Nun kommen wir wieder zusammen. Müsste man nicht zuerst einmal davon erzählen? Bräuchte es einen Raum des Dankens, Erzählens und Teilens? Ich habe das in anderen Kontinenten in katholischen Gemeinden so erlebt, vor allem dort, wo nicht so oft ein Priester am Sonntag ist. Da hatte man viel Zeit, vorher wie nachher, um sich zu treffen, zu essen, zu palavern und zu teilen. Vielleicht müssen wir dafür noch eine Form finden …

Auch der Priester und die Ministranten und Dienste der Lektoren, Kantoren und anderer gehören zu diesem Sich-Versammeln. Deswegen ist es auch irreführend, den Eindruck zu erwecken, dass alles erst beginnt, wenn die Tür zur Sakristei aufgeht und die Glocke ertönt."

Aus: Christian Hennecke, Konfession: katholisch. Eine Liebeserklärung. Gütersloh 2016, S. 71

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