Wort-Gottes-Feiern am Sonntag mit Kommunionspendung

Können Sie etwas mit dem Wort Buße anfangen?

PV Warburg   

Bei mir – Veronika Groß – ploppt da sofort ein Bild auf: ein ganz asketischer Christenmensch in härenem Gewand, der sich mittels einer Peitsche oder anderer peinigender Dinge selbst Schmerzen zufügt, weil er sich vor Gott als der arme, kleine Sünder betrachtet.

Mit diesem Bild habe ich große Schwierigkeiten.

Ich weiß, dass ich immer wieder das Falsche tue und vor Gott eigentlich nur eine arme, kleine Sünderin bin. Aber das Großartige an Gott, wie ich ihn glaube, ist, dass er mich nicht kleinmachen will. Er sieht mich mit seinen Augen der Liebe an und entdeckt mit seinem liebenden Blick gute Seiten an mir, die mir selbst nicht aufgefallen sind. In seinem Blick werde ich größer, aufrechter – da ist kein Platz mehr, mich klein zu machen …

Gleichzeitig entfacht dieser liebende Blick in mir die Sehnsucht, auch dementsprechend zu handeln. Ich will das Gute, das Gott in mir sieht, verstärken, ausbauen, wachsen lassen. Aber, wenn ich ehrlich bin: Das klappt nicht immer. Da tue ich schon wieder das Falsche. Die Sünde. Da wächst wieder das Ungute in mir. Schon wieder.

Auf diese Weise kann der liebende Blick Gottes auf mir auch schon mal Schmerzen auslösen. Wie früher, wenn ich als Kind meinen Eltern einen Streich beichten musste. Ich hab sie doch lieb und ich will doch nichts tun, was sie ärgert. So ein Gespräch tut weh. Aber es hat immer wieder gereinigt, geklärt. Danach habe ich immer mit neuer Anstrengung versucht, nicht nur es ihnen recht zu machen – sondern das Bessere zu tun, das, was ich selbst als das Richtigere erkannt habe.

Genau dies ist im Eigentlichen die Bewegung der Buße. Im liebenden Blick Gottes sehe ich auch das Unvollkommene an mir, und das schmerzt mitunter. Dies trage ich vor ihn hin und versuche, mich zu bessern, neu anzufangen.

Die Vorösterliche Bußzeit, wie die Fastenzeit genannt wird, ist die perfekte Zeit dafür, das Augenmerk darauf zu richten. Mir mal Zeit nehmen, auch meine Schatten in den Blick zu nehmen. Und vielleicht sogar die Chance eines Beichtgespräches („Sakrament der Buße") zu nutzen: Ein Gegenüber zu haben, das mich nicht verurteilt, obwohl ich über das Negative meines Lebens, über mein Stolpern und mein Versagen spreche – und mir am Ende sogar zuspricht: Es ist dir vergeben! Du darfst neu anfangen!

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