Wort-Gottes-Feiern am Sonntag mit Kommunionspendung

Alle Paletti - oder alles neu?

PV Warburg

Eigentlich scheint es doch so, als ob nach Ostern wieder alles in Ordnung kommt. Jesus ist von den Toten auferstanden und alles ist wieder gut – oder nicht?

Die Jünger müssen den Schock verdauen, dass Jesus aus ihrer Mitte gerissen und verhaftet worden ist. Mehr noch: Er wurde durch den Richter schuldig gesprochen und zum Tod verurteilt. Und schließlich: Jesus ist grausam und schmachvoll am Kreuz gestorben.

Nein, so etwas steckt niemand schnell weg. Wenn dem Freund so etwas zustößt, betrifft das auch mich. Wenn er dann sogar mein Vorbild ist, mein Lehrer: Für das Zusammensein, das Umherziehen, für die Botschaft habe ich ja mein gesamtes bisheriges Leben aufgegeben. Drei Jahre lang gemeinsame Wanderschaft!

Dieser Mann hat mit seinem Sprechen von Gott angerührt. Neue Einsichten ermöglicht. Den Zugang zu Gott bewusst macht. Nach dem Urteil der religiösen Autoritäten ist all das Gotteslästerung! Drei Tage lang mussten die Freunde Jesu mit diesem Urteil leben.

Dann auf einmal: Jesus ist von den Toten auferstanden! Die Botschaft Jesu ist durch die Auferstehung bestätigt. Und doch: Jesus ist nicht einfach wieder da. In der bisherigen Form haben die Jünger ihn verloren. Die Wanderschaft wird nicht fortgesetzt. Die Beziehung hat sich verändert. Jesus ist nicht mehr permanent bei ihnen, für sie verfügbar – er erscheint und entzieht sich auch wieder. Die Jünger bekommen ihn nicht wieder, wie sie ihn gehabt haben.

Die Beziehung zu Jesus muss sich nach Ostern neu gründen. Deshalb macht Jesus mit seinen Erscheinungen immer wieder neue Beziehungsangebote: Er ist und trinkt mit ihnen, lässt sich von Thomas berühren und fragt Petrus: Liebst du mich?

In gewisser Weise ist Christi Himmelfahrt so etwas wie eine Abnabelung. Sie fordert die Jünger heraus, sich zu positionieren: will ich weiterhin mit diesem Jesus und seiner Botschaft zu tun haben? Durch diese Entscheidung, tatsächlich weiter auf dem „neuen Weg" zu bleiben, gewinnen sie an Selbststand. Sie werden selber zu Menschen, die verkünden, die den Glauben weitergeben, die Menschen um sich scharen.

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