Historisches

Spätgotische Strahlenkranzmadonna

Statue aus Weichholz um 1525

  Zu den wertvollsten Kunstwerken in der Kirche des ehemaligen Zisterzienserinnen-Klosters und der heutigen Pfarrkiche St. Simon und Judas im Klosterdorf Wormeln, heute ein Ortsteil von Warburg, gehört eine Madonna aus der Zeit der Spätgotik. Sie befindet sich im Chorraum des Gotteshauses und bezeugt neben vielen anderen wertvollen Ausstattungsteilen die ausgeprägte Marienfrömmigkeit der Zisterzienserinnen, die von 1246 bis zur Aufhebung im Jahr 1810 das heute leer stehende Kloster bewohnten.

Die 58 Zentimeter hohe Statue aus Weichholz, entstanden um 1525, zeigt Maria auf einer Mondsichel mit goldenen Schuhen und einem silbernen Kleid mit reichem Faltenwurf. Der Schultermantel ist innen dunkelblau, außen goldfarben. Auf dem Haupt trägt sie eine Krone, im rechten Arm das Jesuskind, das eine Weltkugel trägt. Ihr bäuerlich frisches, ein wenig versunken wirkendes Gesicht strahlt Gläubigkeit und eine innige Liebe der Mutter zu ihrem Kind aus. Besonders auffällig ist die goldene Flammengloriole.

Das im ausgehenden Mittelalter beliebte Motiv der Madonna im Strahlenkranz geht auf ein Motiv aus der Apokalypse des Johannes zurück. Dort ist im 12. Kapitel die Rede von einem großen Zeichen: „eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt“ (Offb 12,1). Die kirchliche Schriftauslegung hat diese Schriftstelle auf Maria bezogen, um auf die heilsgeschichtliche Rolle der neuen Eva hinzuweisen. Die apokalyptischen Symbole Sonne und Mond sind zugleich Reinheitssymbole. So wird in der Lauretanischen Litanei – anknüpfend an einen Vers aus dem alttestamentlichen Hohenlied – Mariaals „Mater purissima – du reine Mutter“ bezeichnet schön wie der vollmond, klar wie die Sonne (vgl. Hld 6,10). Auf ihre Rolle als Himmelskönigin weist neben der goldenen Krone vor allem der als Flammengloriole gestaltete Strahlenkranz hin.

So dürfen wir auf Maria schauen als die von Gott erwählte reine Jungfrau, Mutter und Himmelskönigin: „Du strahlst im Glanz der Sonne, Maria, hell und rein; von deinem lieben Sohne kommt all das Leuchten dein. Durch diesen Glanz der Gnaden sind wir aus Todes Schatten kommen zum wahren Schein".